Karatedo

Ein­er chi­ne­sis­chen Leg­ende zufolge, erre­ichte der bud­dhis­tis­che Mönch Daru­ma Taishi im 6. Jahrhun­dert das chi­ne­sis­che Kloster Shaolin. In diesem soll er nicht nur für religiöse Neugestal­tun­gen gesorgt haben, son­dern auch das so genan­nte Shaolin-Kung­fu (jap. “Ken­po”), welch­es aus gesund­heits­fördern­den und kräfti­gen­den Übun­gen bestand, entwick­elt haben. Der Inhalt der Leg­ende wird all­ge­mein auch als Quelle des Karate gesehen.

Nach­dem erste Wurzeln des Karate im Chi­na der T’ang-Dynas­tie zu find­en sind, fand der bedeu­tend­ste Teil der Entwick­lung jedoch ohne Frage in Japan statt. Um es genauer einzukreisen — auf der Insel Oki­nawa, welche bis ins 19. Jahrhun­dert zu einem eige­nen Kön­i­gre­ich außer­halb Japans zählte. Diese hat­te auf­grund guter Han­dels­beziehun­gen nach Chi­na, auch Teil am kul­turellen Aus­tausch. So ergab es sich, dass bere­its ab dem 14. Jahrhun­dert, Wis­sen über chi­ne­sis­che Kampfkün­ste dort hin gelan­gen konnte.

Nach dem Ver­hän­gen eines all­ge­meinen Ver­botes der Regierung, welch­es, um Auf­stän­den unter der Land­bevölkerung vorzubeu­gen, den Besitz jeglich­er For­men von Waf­fen unter­sagte, verdichtete sich aus bruch­stück­haftem Wis­sen über die chi­ne­sis­chen Kampfkün­ste ein erster japanis­ch­er Kampf­stil — das Oki­nawa-Te (wörtlich über­set­zt: “Handtechnik(en) aus Oki­nawa”). Es gilt als erwiesen, dass dabei vor allem auch die Ein­flüsse des Shaolin-Kun­fu von entschei­den­der Bedeu­tung waren.

Da sich vor allem ab dem 17. Jahrhun­dert die Samu­rai-Krieger immer wieder an der Land­bevölkerung vergin­gen, wurde das Oki­nawa-Te von Kampfkun­st­meis­tern auf die Höhe eines ern­stzunehmenden Selb­stvertei­di­gungssys­tems geführt. Par­al­lel dazu entwick­elte sich unter anderem eben­so das Kobu­do, welch­es es ermöglichte, jeden nur erden­klichen All­t­ags­ge­gen­stand in eine gefährliche Waffe zu verwandeln.

Da sowohl das Oki­nawa-Te, als auch das Kobu­do qua­si stets “ille­gal” aus­ge­führt wur­den, fris­teten sie bis zum Ende des 19. Jahrhun­derts die Stel­lung von “Unter­grund­kampfkün-sten”. Erst mit ein­er poli­tis­chen Erneuerung wurde Oki­nawa 1875 offiziell ein Teil Japans. Durch eine zunehmende Ver­net­zung des neuen japanis­chen Staates, drängte die nun­mehr “Karate” genan­nte Kampfkun­st, in das all­ge­mein gesellschaftliche Leben. Inzwis­chen hat­ten sich zum reinen Kampfkun­st- bzw. Selb­stvertei­di­gungssys­tem Karate, auch sportliche Aspek­te hinzuad­diert, was dazu führte, dass es nun erst­mals auch als reine “Kör­per­ertüch­ti­gung” gedeutet wer­den kon­nte. Im Jahre 1902 wurde es schließlich auf Oki­nawa als Schul­sport etabliert.

Unter der Leitung viel­er Großmeis­ter ver­bre­it­ete es sich bis zur Mitte des 20. Jahrhun­derts gän­zlich im japanis­chen Staat. Erst mit dem Ende des Zweit­en Weltkrieges und ein­er Auswan­derungswelle von Japan­ern nach Hawaii, bre­it­ete es sich im Laufe der 50er- und 60er- Jahre erst nach den USA und dann nach Europa aus. Der erste deutsche Karat­ev­ere­in wurde im Jahr 1957 von Jür­gen Sey­del in Bad Hom­burg gegründet.
Seit den let­zten 50 Jahren hat das Karate seinen Siegeszug durch ganz Deutsch­land fort­ge­set­zt. Viele hun­dert Vere­ine bilden heute den Deutschen Karate Verband.